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Der Weg zur Wissensstadt

Vom kostenlosen Kindergarten zum Innovationspark für Künstliche Intelligenz

Aysel ist glücklich. Die 42-jährige Alleinerziehende ist froh, mit ihrer jetzt siebenjährigen Tochter in Heilbronn zu leben. Hier genießt sie viele Vorteile. Die Kindertagesstätte zum Beispiel war kostenlos und das Betreuungsangebot bis zum Nachmittag war umfangreich und ausreichend. So konnte sie von Anfang an Beruf und Privatleben gut miteinander vereinbaren. Heute geht ihre Tochter morgens in die Ganztagesschule. „Sie ist tagsüber gut versorgt – und ich kann ohne Druck meinem Job nachgehen und so viel verdienen, dass es für uns beide gut reicht“, sagt sie.

Dass dies so ist, hat sie dem Heilbronner Gemeinderat zu verdanken. Der hat bereits 2007 beschlossen, in Kindertagesstätten (Kitas) für Kinder ab drei Jahren keine Gebühren mehr zu verlangen und zudem das Angebot an Ganztagesschulen massiv auszubauen. Es ist die Initialzündung für eine Entwicklung, die Ihresgleichen sucht: Der Wandel der Stadt Heilbronn von einer Industriestadt zu einer Bildungs- und Wissensstadt mit einer jungen, lebendigen, weltoffenen Bevölkerung und guten -Zukunftsaussichten für alle Bevölkerungsgruppen.

Der Gong für diesen Wandel schlägt mit dem zwischen 2005 und 2007 entwickelten kommunalen Bildungsplan. Der sieht nicht nur gebührenfreie Kita-Plätze und Ganztagesschulen vor, sondern auch, Schulen zu stärken und zu modernisieren, Sprachbarrieren abzubauen, jedem Kind – egal welcher Herkunft – gleiche Bildungschancen zu ermöglichen und entsprechend seiner Talente zu fördern. „Für eine Großstadt mit über 150 Nationalitäten hat Bildung auch eine bedeutende Funktion als Integrationsfaktor“, sagt dazu Oberbürgermeister Harry Mergel.

2009 wird ein weiterer Grundstein gelegt: Die Eröffnung der von der Stadt angestoßenen experimenta. Wo Wissenschaft durch Ausprobieren erlebbar wird. Die städtischen Beispiele machen Schule. Die Privatwirtschaft steigt auf den fahrenden Zug auf. Bereits 2011 wird der innerstädtische Bildungscampus eingeweiht – er wird finanziert von der Dieter Schwarz Stiftung (DSS). Von nun an nimmt der Zug mächtig Fahrt auf. Die Duale Hochschule Baden-Württemberg Heilbronn (DHBW Heilbronn) wird gegründet, die sich mit ihrem dualen Studienangebot in den Bereichen BWL und Informatik zur ersten Adresse für die Lebensmittelbranche entwickelt hat. Mit einem ständig wachsenden Angebot an Masterstudiengängen und wissenschaftlichen, auch maßgeschneiderten Weiterbildungen bringt das DHBW Center for Advanced Studies (DHBW CAS) das lebenslange Lernen auf den Bildungscampus. Parallel dazu verlagert die Hochschule Heilbronn (HHN) ihre BWL-Studiengänge auf den Bildungscampus, so dass die Schwerpunktausbildung im Bereich Ingenieurwissenschaften und Informatik am Campus Sontheim stattfindet. Die tertiäre Bildung in Heilbronn erlebt eine steile Aufwärtsentwicklung mit immer neuen Studienangeboten, ergänzt durch weitere Bildungs- und Wissensinstitutionen und außeruniversitäre Forschungsinstitute wie Fraunhofer oder Steinbeis. Seit Herbst 2018 ist die Technische Universität München (TUM) in Heilbronn mit dem TUM Campus Heilbronn vertreten und bietet Studiengänge an, die Management, Technik und Informatik verbinden. Die Ansiedlung der TUM verschafft der Stadt Heilbronn 2020 den Titel Universitätsstadt.

Doch damit ist die Entwicklung noch nicht beendet. 2018 gehen die Campus Founders an den Start und begeistern Studierende für unternehmerisches Denken und die Lust auf eigene Existenzgründungen. Im März 2019 eröffnet die neue experimenta, deutschlandweit das größte Science Center. Es bringt Wissenschaft ganz nah an die Menschen sowie in die Innenstadt von Heilbronn. Die in der Tech-Welt international bekannte Programmierschule 42 aus Paris startet im Juni 2021 am Standort Heilbronn (42 Heilbronn) mit den ersten Studierenden. 

In 2023 beleben insgesamt rund 10.000 Studierende die Stadt Heilbronn, davon über 7.000 Studierende auf dem Bildungscampus. Dort befinden sich derzeit 16 Einrichtungen aus Bildung und Wissenschaft und bieten ein breites Spektrum für alle Stationen des lebenslangen Lernens.

Derzeit wird an weiteren zukunftsweisenden Institutionen für Bildung und Wissenschaft gebaut. Auf dem Bildungscampus West beim MediaMarkt wird ein vielfältiges Nutzungsangebot für die breite Stadtgesellschaft realisiert, bei dem Studieren, Arbeiten und Freizeiterlebnis zusammenfließen.

Auf dem ehemaligen Bundesgartenschaugelände nebenan entsteht eine internationale Schule. Es ist das derzeit größte Schulprojekt in Deutschland für rund 1.000 Schülerinnen und Schüler, realisiert von der DSS. Im Herbst 2022 wurde der Grundstein für den Innovationspark Künstliche Intelligenz (Ipai) gelegt, ein Leuchtturmprojekt des Landes Baden-Württemberg. Im Ipai soll das größte Ökosystem für Künstliche Intelligenz (KI) in Europa entstehen. Kleine, mittlere und große Unternehmen, Startups sowie Talente und Akteure des öffentlichen Sektors werden dort an KI-basierten Softwareprodukten und -lösungen arbeiten. Für Heilbronn bietet der KI-Innovationspark beste wirtschaftliche Zukunftsaussichten. Aber auch die bereits bestehenden Technologieparks wie der Telefunkenpark und der Zukunftspark Wohlgelegen, in dem die Innovationsfabrik Heilbronn in einem modernen Neubau eine neue Heimat findet, sind positiv in die Zukunft ausgerichtet. 

So hat sich Heilbronn seit 2007 zur Wissensstadt entwickelt, die den Bürgerinnen und Bürgern eine immer größere Palette an Angeboten für lebenslanges Lernen bietet. Sie profitieren darüber hinaus vom Engagement der Stadt, Heilbronn attraktiver zu gestalten – durch neue Wohngebiete, eine lebendige Kulturszene, vielfältige Sport- und Freizeitmöglichkeiten und eine erlebbare Verbesserung der innerstädtischen Aufenthaltsqualität. Mit autofreien Zonen. Viel Grün. Und lauschigen Plätzen zum Wohlfühlen.

Ein weiterer Vorteil der Entwicklung zur Wissensstadt: Bestehende Wirtschaftsbranchen erfahren eine Neuorientierung, Zukunftstechnologien wie etwa Medizintechnik etablieren sich und es wird eine gute Fachkräftebasis aufgebaut. Die Wissensstadt bereitet so den Weg zu einem zukunftsfesten Wirtschaftsstandort Heilbronn und erhöht zudem die Aussicht auf gute Steuereinnahmen. Und diese kommen durch Investitionen in die Stadt wieder allen Bürgerinnen und Bürgern zugute.